Es gibt nicht viele Dinge, die mich an Star Trek: Picard stören. Aber diese durchwachsene, neunte Folge der Serie ist ein guter Anlass, mal über drei davon zu sprechen. 

#1 Lasst endlich die Borg los!

Von dem Moment an, als wir am Ende der ersten Folge dieser Serie das Borg-Artefakt sahen, warte ich darauf, dass etwas krasses, borgmäßiges passiert. Inzwischen ist es wie bei einem alten Mann mit Erektionsproblemen. Kurz vorm Höhepunkt geht jedesmal die Luft aus. 

Dabei hat es vielversprechend begonnen. Am Anfang fühlte sich der Borgwürfel an wie das Grab eines ägyptischen Pharaos, das nach 4500 Jahren zum ersten Mal von Archäologen betreten wird. Die Forscher betreten eine geheimnisvolle, unwirkliche Welt. Alle wissen, dass sie eigentlich nicht hier sein dürften. Und tief unten im Grab versteckt lauert der Fluch des Pharaos und wartet darauf, von einem Unglückseligen erweckt zu werden, der sich zu tief in die Katakomben vorgewagt hat. Doch bis jetzt ist diese unheilvolle Aura nicht eingelöst worden. 

Auch in dieser Folge haben wir einen solchen Rohrkrepierer-Moment, von denen es schon zu viele gegeben hat. Wie aus dem Nichts taucht direkt am Anfang Seven of Nine mit ihrem neuen Superschlitten auf. Es ist ein spektakulärer Moment, bei dem Zuschauern und Charakteren gleichermaßen der Atem stockt. Wenige Minuten später liegt der Kubus kampfunfähig im Sand eines Wüstenplaneten. 

Die Borg sind die Nemesis von Picard und der Sternenflotte, die gefährlichste Bedrohung für die Menschheit, die es im Star Trek-Universum gibt. Einst schaffte eine ganze Armada der Sternenflotte es nicht, einen einzelnen Würfel auszuschalten. Davon ist derzeit nichts mehr zu spüren. Lasst die Borg endlich von der Kette!

#2 Ich hasse Narek!

Narek ist der Theon Greyjoy von “Picard”. Für die unter euch, die Game of Thrones nicht geguckt haben und diese Anspielung darum nicht verstehen: Theon Greyjoy war der größte Loser-Charakter in George RR Martins Epos von Eis und Feuer. Er war ein Feigling, Betrüger und vor allem: Ein Kindsmörder. 

Trotzdem hat die Serie die ganze Zeit versucht uns davon zu überzeugen, dass wir Zuschauer irgendwas wie Mitleid mit diesem Charakter empfinden sollten, der einfach das Pech hatte, immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Ausgerechnet Theon Greyjoy wollte einfach nicht sterben in einer Serie, die berühmt dafür war, regelmäßig zwei Drittel der Hauptcharaktere im Handstreich auszulöschen. Er ging mir bis zur letzten Staffel auf die Nerven.

Narek ist genauso ein nervtötender Waschlappen-Charakter, der als eine Art hassgeliebter Widerling aufgebaut werden soll. Aber ich verstehe diesen Charakter nicht. Seine Motivation ist mir bis zur neunten Folge ein Rätsel. Er ist ein Anhängsel seiner Schwester Narissa. Die ist im Laufe der Serie immer interessanter geworden. Bei ihr ist klar, was sie will: Zunächst mal ist sie irre. Sie hasst künstliche Lebensformen, weil sie von einem Iluminaten-Geheimbund gebrainwasht wurde. Das motiviert alle ihre Handlungen. 

Aber was treibt Narek an? Was ist sein Ziel in dieser Serie? Will er seiner Schwester gefallen oder sie umbringen? Liebt er Soji oder hasst er sie? Was ist sein Problem mit künstlichen Lebensformen? Ich verstehe Narek nicht. Ich finde jede Minute anstrengend, die er auf dem Bildschirm ist. Auch Darsteller Harry Treadaway gefällt mir leider gar nicht. Er wirkt sehr angestrengt in seinem Bestreben, Narek irgendwie charismatischer zu machen. Und erreicht bei mir das Gegenteil. 

Wenn Narek in der letzten Folge auch nur einem Charakter, den ich mag – und ich blicke hier in die Richtung von Elnor und Seven of Nine -, ein Haar krümmt, müsste ich die Gesamtbewertung dieser Serie kräftig runterstufen. Bitte killt ihn einfach in der letzten Folge! Lasst ihn nicht zum Theon werden!

#3 Warum diese Roboter-Mystik?

Der letzte Störfaktor für mich ist die wiederkehrende Vermischung von Roboter-Sci-Fi und apokalyptischer Prophezeiungsmystik. Am Anfang hat das noch ganz gut funktioniert. Die erste Androidin der Serie, Dahj, hatte bereits Visionen von Picard, den sie daraufhin aufsuchte und die Handlung überhaupt in Gang setzte. Später in der Serie haben wir verstanden, warum das so war. Es waren keine Visionen aus düsterem Himmel. Dahjs Positronen-Gehirn basierte auf Datas Algorithmus, in den, entstanden durch maschinelles Lernen, eine tiefe Zuneigung zu Picard eingraviert war. 

Doch leider hörte es da nicht auf. Romulanische Mystikerinnen praktizieren okkulte Rituale, bei denen sie den Verstand verlieren. Es ist die Rede von Zerstörern, die da kommen werden, es klingt nach Armageddon, Ragnarök und apokalyptischen Reitern. Es ist ein unnötig umständlicher Weg, einen Konflikt zu pimpen, der auch ohne das angestaubte Arsenal eines 1990er-Jahre-Endzeitthrillers funktionieren würde. Wir sind hier doch nicht in der Matrix! Der Okkultismus-Plot funktioniert für mich überhaupt nicht. Und der Versuch, ihn in dieser Folge aufzulösen, verschlimmbesserte die Lage nur, als plötzlich eine Androidin in der Lage war, eine vulkanische Gedankenverschmelzung durchzuführen.  

Wir brauchen mehr Seven of Nine

In der vorletzten Folge von Picard werden all diese Dinge zu einem schwer verdaulichen Eintopf zusammengekocht, dessen Bestandteile nicht zueinander passen wollen. 

Dabei passiert so viel Interessantes: Brent Spiner ist wieder da, in einer mutmaßlich neuen Rolle als Noonian Soongs bislang unbekannter Sohn (Ich glaube nicht, dass das seine wahre Identität ist). Agnes Jurati wird immer mehr zum interessantesten Charakter der Serie. Vor dem Scherbenhaufen ihrer wissenschaftlichen Karriere stehend, ist sie hin- und hergerissen, auf welche Seite sie sich schlagen soll. Und auch Picard ist schon fast wieder der Alte, strategisch denkend, und dabei immer das Wohl der gesamten Menschheit im Blick. 

“Et in Arcadia Ego” war ein Potpourri der Durschnittlichkeiten und eine der schwächsten Folge der Serie bis jetzt. Hoffen wir, dass das große Finale sich wieder auf die Stärken der Serie besinnt und uns all das beschert, was diese Serie großartig macht. Ich wünsche mir Seven of Nine Bad-Assigkeit, ein Riker-Manöver, das uns den Tag rettet, eine große Picard-Rede, die mir das Herz wärmt und ein von Herzen kommendes Ihr-könnt-uns-Mal von Raffi und Rios.

TNG-Tipp der Woche (S06E08): A Fistful of Datas (Eine Handvoll Datas)

Eine Welt voller außer Kontrolle geratener Roboter, die alle wie Data aussehen? Das gab es schon mal bei The Next Generation. In dieser Holodeck-Western-Farce muss Sheriff Worf mit seinem Sohn Alexander der gefürchteten Data-Bande gegenübertreten. Die Sicherheitseinstellungen sind natürlich außer Kraft gesetzt. Howdy!